Mein Name ist Mina Himmelstoß, ich bewerbe mich für Platz 11 auf der Kreistagsliste.

Ich bin von meinen 35 Lebensjahren bereits 10 Jahre grünes Mitglied.

Diese beiden Sätze stehen nun seit 3 Stunden vor mir. Heute ist der letzte Tag, an dem ich meine Bewerbung abgeben kann, aber ich merke wie schwer es mir gerade fällt, zu formulieren, was mir wichtig ist. Stattdessen sind meine Gedanken gerade bei den Opfern in Halle und auch in Limburg. Meine Gedanken kreisen darum wie so etwas möglich ist. Ich wollte so viel über unseren Landkreis schreiben. Wie wichtig mir der ÖPNV ist, dass Tierschutz und Umweltschutz eine laute Stimme im Kreistag braucht. Welche Ziele ich habe und die Zusammenarbeit von Bund-, Land-, Bezirk-, Kreis-, Gemeinde-, bla…bla…bla… Politikersprech… Natürlich ist mir das alles wichtig. Natürlich will ich, dass unser Landkreis sich hier positioniert. Grün und Vielfältig. Aktuell, gerade in diesem Augenblick, ist mir aber gerade am wichtigsten, dass wir uns klar machen. Solche Menschen, die so voller Hass sind, gibt es überall.

Aus welchem Grund auch immer, hat sich der Hass in ihre Herzen gebohrt.

Und ich möchte hier zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen ein Gegenentwurf sein. Solche Taten, wie in Halle oder auch Limburg, wie Kassel, Breitscheid Platz, all die Taten des NSU, machen mir klar, wir brauchen Menschen in der Politik, die nicht mit Hass argumentieren. Viel mehr. Vor allem brauchen wir dafür mehr Frauen. Ein Frauenanteil von unter 10%, wie im aktuellen Kreistag ist schon wirklich beschämend. Wir brauchen Dialoge und wir müssen parteiübergreifend lernen, Politik zu erklären. Auch und vor allem Lokalpolitik. Wir müssen den Menschen klar machen, dass wir hier alle in einem Boot sitzen und diese ganzen Fragen, die in den letzten Jahren aufgekommen sind, ich werd die jetzt nicht zum 100. Mal rezitieren, nur zusammen beantworten können, nicht in dem wir uns gegenseitig das Leben schwer machen.

Ob ihr mich auf meinen gewünschten Platz wählt oder nicht, das kann ich nicht beeinflussen

Mir ist wichtig, dass ihr wisst, dass ich etwas verändern will. Dass mir bewusst ist, wie schwer das ist und dass ich mich mit viel Frustration auseinandersetzen muss. Aber nur dann ändert sich wirklich was. Durch Menschen die das aushalten. Durch Menschen, die nicht aufgeben. Ich möchte nicht aufgeben. Ich möchte, dass diese Welt auch in 100 Jahren noch lebenswert ist. Eine Bewerbung mit viel „Politikerblabla“ ändert da sicher nichts dran. Ich will das anpacken.

Vermutlich ist dies die ungewöhnlichste aller Bewerbungen, die ihr zu lesen bekommt. Aber ich bin nun mal ungewöhnlich und ihr habt in der Hand, wie sich die Kreistagsfraktion in dieser ungewöhnlichen Zeit aufstellen soll. Ich hoffe, ich bin ein Teil davon.

Danke euch!